Jonathan Bernardy (16) mit einem außergewöhnlichen Praktikumsplatz

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Als Posaunenschüler der Musikschule „Spiel mit“ machte er im Oktober 2016 ein einwöchiges Praktikum beim Heeresmusikkorps in Koblenz, sowie im Januar 2017 ebenfalls ein einwöchiges Praktikum beim Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr in Düsseldorf.

 

Hallo Jonathan. Das ist ja wirklich etwas ganz außergewöhnliches. Wie kann man sich denn so einen Praktikumstag in einem Musikkorps der Bundeswehr vorstellen?

Es war auf jeden Fall sehr interessant und informativ bei beiden Formationen. Allerdings muss ich sagen, dass sich die beiden Praktika in Koblenz und in Düsseldorf schon etwas unterschieden haben.
Beim Heeresmusikkorps in Koblenz handelt es sich ja um ein sehr aktives Einsatz-Musikkorps, d.h. hier habe ich den täglichen Ablauf eines Profimusikers miterleben können. Die hier eingesetzten Musiksoldaten sind alle schon fertig mit Ihrem Studium und proben in verschiedenen Formationen für ihre jeweiligen Einsätze. Das sind viele Konzerte, aber auch Appelle bei denen mit Marschmusik musiziert wird.

In Düsseldorf beim Ausbildungsmusikkorps war das etwas anders. Hier werden die jungen Musiksoldaten ausgebildet und studieren gemeinsam mit anderen zivilen Studenten in Düsseldorf an der Hochschule. Sie durchlaufen hier auch die militärischen Ausbildungen, bekommen Einzelunterricht und machen natürlich auch einige Konzerte in verschiedenen Formationen.
In meiner Woche dort habe ich so ziemlich alles mitbekommen können, was die Musiksoldaten so erlernen und musikalisch machen müssen.

 

Wie sah Dein Tagesablauf aus?

Ich musste natürlich sehr früh um 5:30 Uhr jeden Tag aufstehen, damit ich vor dem sogenannten Morgenappell um 6:30 Uhr mit Frühstück und Morgenwäsche durch war. Das war zwar etwas stressig, aber auch sinnvoll, denn die ersten Proben oder Lehrgänge beginnen dort bereits um 7 Uhr. An manchen Tagen war auch erst gegen 19 Uhr Schluss, da einige Dozenten der Hochschule erst um diese Uhrzeit in der Kaserne unterrichten konnten.

 

Durftest Du auch im Orchester mitspielen?

In meiner Praktikumswoche in Koblenz durfte ich selbst auch im Orchester mitspielen, habe Einzelunterricht bei einem Posaunisten des Orchesters bekommen und durfte an zwei Konzerten mit im Bundeswehrbus fahren und die Konzerte vor Ort miterleben.
In Düsseldorf beim Ausbildungsmusikkorps durfte ich natürlich auch mitspielen, allerdings war in der Woche meines Praktikums kein Konzert dort geplant. Ich habe allerdings bei Proben vieler Formationen wie z.B. Großes symphonisches Orchester, Kammermusik, Blechbläser-Ensemble und Jazz-Posaunen-Formation mitmachen können. Ebenfalls hatte ich täglich Einzelunterricht beim dortigen Lehrfeldwebel für Posaune. Neben den praktischen musikalischen Dingen liegt ein Schwerpunkt natürlich auch auf der Theorie der Musikstudenten in Uniform. Das war zum Beispiel Gehörbildung, Harmonielehre und Musikgeschichte.
Diese Dinge haben mir alle sehr viel Spaß gemacht. Am Ende des einwöchigen Praktikums gab es sogar einen Abschlusstest, der der Aufnahmeprüfung für die Hochschule entspricht. Diesen hätte ich sogar bestanden, wenn es ernst geworden wäre und darauf bin ich schon ein bisschen stolz.

 

Du kommst ja aus Daun-Neunkirchen. Hast du in der Kaserne in Koblenz bzw. Düsseldorf gewohnt oder bist immer nach Hause gependelt?

Das war auch bei den beiden Praktika unterschiedlich. In Koblenz gab es leider keine Möglichkeit zur Übernachtung. Hier musste ich von meinen Eltern immer in die Gneisenaukaserne nach Koblenz gebracht und abends wieder abgeholt werden. Das ging aber ganz gut und an den Tagen der Konzerte waren die Dienstzeiten eh in den Abend verschoben.
In Düsseldorf war das anders organisiert, denn da habe ich eine Woche in der Bergischen Kaserne Düsseldorf gewohnt. Dort ist das Ausbildungsmusikkorps seit ein paar Jahren übergangsweise stationiert. Normalerweise ist der Standort in Hilden in der Waldkaserne. Hier wird aber aktuell umgebaut und nach den Umbauarbeiten Ende 2017 werden sie dorthin wieder umziehen.

 

Musstest Du auch eine Uniform tragen?

Nein, das musste ich weder in Koblenz noch in Düsseldorf. Die Musiksoldaten allerdings schon, denn das gehört dazu. Man darf nicht vergessen, dass es sich hier um richtige Soldaten handelt, die im Ernstfall als ausgebildete Sanitäter in den Einsatz gehen müssten.

 

Ging es in den Proben nicht sehr streng zu?

Es war schon Disziplin angesagt. Am Anfang der Proben im großen symphonischen Blasorchester hat der Konzertmeister (1. Klarinettist) dem Chef bzw. in Koblenz der Chefin, gemeldet, dass das Musikkorps vollständig angetreten ist. Das war für mich als Zivilist im ersten Moment etwas komisch, als die Musiker alle dazu aufgestanden sind und “stramm” standen, aber das gehört dazu. Die Proben selbst sind eigentlich ziemlich diszipliniert, aber auch irgendwie locker abgelaufen. Die Kollegen spielen halt auf sehr hohem Niveau in der Höchststufe der symphonischen Blasmusik, da muss man sich automatisch sehr konzentrieren, wenn man das ordentlich abliefern möchte. Das ging mir natürlich ganz genauso.

 

Spielt das Orchester nur Märsche oder auch moderne Stücke?

Märsche gehören natürlich in das Repertoire einer jeden Militärkapelle. Diese werden auch gepflegt und in jedem Konzertprogramm dem Publikum dargeboten. Aber das ist selbstverständlich nicht alles, denn es werden auch moderne Stücke gespielt, wie z.B. Medleys namhafter Künstler wie “Frank Sinatra” oder “Udo Jürgens”, aber auch schwere Ouvertüren wie z.B. “Die Fledermaus” oder “Wilhelm Tell”. Natürlich kommt die Symphonische Blasmusik aktueller Komponisten wie z.B. Phillip Sparke auch nicht zu kurz. Alles in allem sind die Orchester sehr breit aufgestellt. Es gibt sowohl in Düsseldorf als auch in Koblenz aber auch eine “Dixie-Formation” und auch eine “Egerländer-Formation”, was die Vielseitigkeit der Musiker zeigt.

 

Wie hat Dir das Praktikum gefallen und würdest Du es weiterempfehlen? 

Mir hat das Praktikum sehr, sehr gut gefallen. Beide Orchester bzw. Einheiten haben sich sehr um mich bemüht, mir höchst interessante Einblicke und lehrreiche Tipps geben können.
Ich würde es jedem weiterempfehlen, denn man bekommt wirklich den täglichen Ablauf eines Musiksoldaten gezeigt. Beim Ausbildungsmusikkorps wird eher die Ausbildung selbst beleuchtet, bei einem der deutschlandweit 13 Einsatzmusikkorps dann mehr die praktische Seite. Es hat mir sogar so gut gefallen, dass ich in Kürze beim “Musikkorps der Bundeswehr” in Siegburg noch einen Schnuppertag dranhängen werde. Das ist heute das Konzertorchester der Bundeswehr (früheres Stabsmusikkorps) und durch seine sehr hohe Qualität im Bereich der symphonischen Blasmusik ziemlich bekannt.

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